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Sprachtipps der Woche


01 – Bei mir löst schon das Wort „Wartezimmer“ schlechte Laune aus…

Wer will denn, bitte schön, warten? Allein der Name scheint darauf ausgelegt, dass hier Menschen warten müssen. Als sei das ein Naturgesetz in Arztpraxen. Ich langweile mich dort und habe das Gefühl, man stiehlt mir meine Zeit. Schon die Einrichtung absorbiert mir jede Energie: Weiße Wände, genormte Stuhlreihen, auf Höhe der Rückenlehne eine Plexisglasblende, um die Raufasertapete vor Abrieb zu schützen, dazu ein paar bunte Kinderstühlchen von IKEA und bestenfalls noch ein Aquarium. Blubb.

So betreten Patienten das Behandlungszimmer, die bereits vorher kognitiv abgeschaltet haben – oder sich ängstlich und unbehaglich fühlen.

Was bedeutet eigentlich „warten“?

„Warten“ bedeutet ursprünglich „sich um etwas kümmern, sich oder etwas pflegen und die Funktionsfähigkeit erhalten“. Wow – das klingt schon anders! Um meine Funktionsfähigkeit und meine Energie zu erhalten, braucht es gar nicht viel: Nur ein bisschen mehr Leben in diesen Zimmern! Etwas mehr Ablenkung und Inspiration! Das geht besser!

Welche Wirkung hat ein Raum auf uns – und sein Name?

Ich stelle mir gerade vor, das ehemalige Wartezimmer wäre darauf angelegt, wohltuende Gedanken und Gefühle bei den Menschen zu erzeugen. Zu beruhigen und den Heilungsprozess zu unterstützen. Dann hieße es nicht mehr nüchtern: “Bitte gehen Sie ins Wartezimmer!”, sondern: “Bitte nehmen Sie im Blauen Salon Platz!” – Das wäre ein Zimmer in hellen, maritimen Blautönen, mit Himmels- oder Meeresbildern an der Wand und schönen Bildbänden zur Auswahl.

Oder Muschelzimmer – mit schönen Muscheln aus dem Urlaub und einem sanften Meeresrauschen im Raum. Dieser Rhythmus würde sich positiv auf die Atmung der Anwesenden auswirken. Sie würden Luft bekommen, tief ein- und ausatmen. Vielleicht dürften die Besucher (auch schöner als Patienten) die Sammlung ergänzen?

Oder Gute Stube, weil es so gemütlich eingerichtet ist wie bei Oma zuhause. Oder Lavendelzimmer – wegen der herrlichen Bilder aus der Provence mit riesigen Lavendelfeldern – plus einer dezenten Beduftung des Raumes mit Lavendel etc.

Welche Gefühle und Bilder lösen diese Wörter schon jetzt beim Lesen aus? Es gelänge so leicht, den Aufenthalt im Wartezimmer zu einer positiven Erfahrung zu machen, bei der der Mensch gut mit sich sein – und sich warten im Sinne von pflegen, kann. Das machte mir dann gute Laune !

Eine heilsame Sprache schafft positive, heilsame Bilder!

Jedes Wort wirkt!